Das Gesetz zur Gebiets- und Gemeindereform in Niedersachsen wurde im Jahre 1972 durch den Niedersächsischen Landtages verabschiedet. Infolge dessen kommt es zum 01. Januar 1973 zur ‚Gründung’ der Samtgemeinde Radolfshausen. In Vorbereitung auf diesen Zusammenschluss von 11 bisher selbständigen Gemeinden (aus zwei bisherigen Landkreisen, einer Religionsgrenze zwischen Katholiken und Protestanten und einer virtuellen politischen Grenzziehung) aus dem stark CDU dominierten ehemaligen Landkreis Duderstadt und sozialdemokratisch ‚regierten’ Orten aus dem Altkreis Göttingen zu einer Großgemeinde kam es zum Zusammenschluss der Sozialdemokraten in Radolfshausen über einen gemeinsamen SPD-Ortsverein; dieser wird schon im September 1972 in Holzerode gegründet und deren Satzung im Oktober 1972 verabschiedet. Zum ersten 1. Vorsitzende dieses neuen Ortsvereins wurde der Genosse und Versicherungskaufmann Willi Vollbrecht aus Holzerode gewählt; die bisherigen selbständigen Ortsvereine in Waake-Bösinghausen, Ebergötzen, Holzerode und Landolfshausen wurden zu Ortsbezirken ‚herabgestuft’.

Zugleich mit der Umorganisation der Gesamtpartei auf der Radolfshäuser Ebene versuchten sich auch die jüngeren Genossinen und Genossen über die Gründung einer „Jungsozialisten“-Gruppe eigenständig zu positionieren. Als quasi ‚Pate’ half dabei im Auftrag des Göttinger Unterbezirks der schon bald als Bundesvorsitzender der JUSOs (1976) und später dann bis an die Spitze der Partei als Vorsitzender, Ministerpräsident und Bundeskanzler aufsteigende Genosse Gerhard Schröder.

Die erste Kommunalwahl auf Samtgemeindeebene am 25. März 1973 erbrachte bei der Wahl zum Samtgemeinderat Radolfshausen für die Liste der SPD mit 38,5 % den zweiten Platz hinter der CDU-Liste mit 57,2% der Stimmen; die FDP-Liste erreicht 4,3%. Dieses Ergebnis war vor allem durch die hohen Stimmanteile der CDU in den drei Eichsfeld-Orten Seulingen, Seeburg und Bernshausen bedingt. Während das Stimmverhältnis in den drei Altkreis-Göttingen-Gemeinden mit 56,9% zu 37,1% zu Gunsten der SPD ausfiel, betrug der Stimmanteil in den Eichsfeld-Gemeinden 93,4% zu 5,6% zu Gunsten der CDU. Von 1973 bis 1991 verbleibt die SPD im Samtgemeinderat von Radolfshausen stets in der Opposition (Verhältnis 11:8 Sitze für die CDU).

Mit der Kommunalwahl 1991 errang die Liste der SPD dann aber erstmals die Mehrheit im Samtgemeinderat und bildet seitdem zusammen mit den „Grünen“ eine Mehrheitsgruppe. Der Genosse Willi Behre wurde für zwei Wahlperioden (bis 2001) zum Samtgemeindebürgermeister gewählt, da auch die Kommunalwahlen 1996 einen Mehrheitserfolg für die SPD brachten. Dieses Ergebnis wurde dann auch bei den Wahlen 2001 und 2006 (mit 51,2%) bestätigt. Die SPD bleibt und ist bis heute die politische Führungskraft in der Samtgemeinde.

Mit der Kommunalwahl 2001 erfolgte erstmals die Wahl eines hauptamtlichen Bürgermeisters. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Samtgemeinderat, der Seulinger Wolfgang Wucherpfennig, wurde zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Samtgemeinde Radolfshausen für fünf Jahre gewählt. 2006 erfolgte seine erfolgreiche Wiederwahl, und zwar mit 62,7% der Stimmen der Radolfshäuser Wahlbürger, dieses Mal für acht Jahre bis 2014.

Die Ablösung der bis 1991 in der Samtgemeinde ‚regierenden‘ CDU war aber vor allem auch der Erfolg einer sehr sachgerechte und kompetente Führung der jeweiligen Fraktionsvorsitzenden im Samtgemeinderat. 1973 übernahm dieses Amt für 18 Jahre bis 1991 der Waaker Werner Linne. Ihm folgte für 10 Jahre bis zu seiner Wahl als Bürgermeister Wolfgang Wucherpfennig. Danach war noch einmal Werner Linne im Amt bis 2006 der Landolfshäuser Karl-Heinz Schulze den Vorsitz übernahm. Seit der Kommunalwahl 2011 führt der Ebergötzer Arne Behre die SPD-Fraktion.

Die Radolfshäuser Sozialdemokratie war jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten nicht nur auf der Samtgemeindeebene die örtliche Führungskraft, sondern auch bei den Wahlen zum Kreistag. Seit 1948 ist sie jeweils mit direkt gewählten Abgeordneten auf dieser Ebene vertreten. Waren es bis 1973 Karl Kolle aus Holzerode, Adolf Weiland aus Waake und Werner Edel aus Ebergötzen (dieser bis 1976), so folgte ihnen zunächst der Landolfshäuser Horst Werner (bis 1986). Seit 1991 ist die Gymnasialdirektorin Edeltraud Wucherpfennig aus Seulingen die direkt gewählte Abgeordnete unseres Wahlkreises im Kreistag Göttingen. Dort ist sie auch schon in der 2. Wahlperiode die 1. Vorsitzende dieses Gremiums.

Der SPD-Ortsverein Radolfshausen wurde ab der zweiten Wahlperiode von 1976 an vom Holzeröder Genossen und Hochschuldozenten Dr. Wolfgang Buss geführt, auf ihn folgte für viele Jahre im Vorsitz der Genosse und Gymnasiallehrer Hartwig Kühn aus Mackenrode, dann folgte Helga Tautenhahn-Rappmund aus Falkenhagen, wieder Hartwig Kühn (er wurde mit seinem Ausscheiden auch zum Ehrenvorsitzenden des Ortsvereins ernannt), der Bauingenieur Ralf Dessenritter aus Ebergötzen, die Agrarwissenschaftlerin Dr. Ulrike Libal aus Holzerode, der Medizintechniker Wilfried Fraatz aus Ebergötzen, der Bernshäuser Berufsschullehrer Bernd Siebert, dann der Gewerkschafter Walter Stenzel aus Ebergötzen und seit dem Frühjahr 2013 der Dipl. Sozialpädagoge Michael Schmülling ebenfalls aus Ebergötzen.

Seit dem Jahre 2006 ist im Ortsverein Radolfshausen auch eine Arbeitsgemeinschaft der älteren Genossinnen und Genossen, die „AG 60 plus“, tätig. Sie wird von der Genossin Renate Ebel aus Landolfshausen mit sehr viel Engagement organisiert und führt im Rahmen der politischen Willensbildung ‚von unten‘ mehrfach im Jahr die älteren Mitglieder des Ortsvereins sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger zu Vorträgen und Diskussionen mit Fachreferenten zu allgemeinen politischen Themen sowie speziellen Anliegen dieser Altersgruppe in Landolfshausen zusammen.

Am 09. September 2013 feierte der SPD-Ortsverein Radolfshausen unter Anwesenheit des Niedersächsischen Landesvorsitzenden der SPD, unseres Ministerpräsidenten Stefan Weil, und des SPD-Unterbezirksvorsitzenden und gleichzeitigem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Thomas Oppermann sein 40jähriges Jubiläum mit einem großen Bürgerfest in Ebergötzen. Zahlreiche Ehrungen verdienter Mitglieder bei diesem Anlass zeugen von einer großen Tradition und Treue zur Sozialdemokratie in unserer Region.