Die Frühzeit der Sozialdemokratie in unserer Region – von der
Kaiserzeit des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 1. Weltkrieges

Für die Frühzeit der sozialdemokratischen Parteigeschichte – also den Zeitraum von 1863 bis zur Gründung der Weimarer Republik Anfang 1919 – sind noch keine sozialdemokratischen Organisationen im Gebiet von Radolfshausen nachzuweisen. Dies war die Folge des für Preußen geltenden Dreiklassenwahlrechts, das einer Arbeiterpartei mit ihrem Wählerclientel bei Gemeinde-, Provinzial- und Landtagswahlen (dem Preußische Abgeordnetenhaus) trotz einer großen Anzahl von Wählern de facto keinerlei Chancen für angemessene Wahlerfolge bot und daher auch keine Mobilisierung auf kommunaler Ebene auslöste. Das durchaus schon vorhandene große Wählerpotential der SPD auch in unserer Region zeigte sich aber bei Reichstagswahlen mit einem fortschrittlichen allgemeinen, freien und direkten Wahlrecht für Männer ab 25 Jahren, bei denen die SPD schon vor dem 1. Weltkrieg überaus günstige Wahlergebnisse auch in unserer Region erzielte. Ihre stärksten Erfolge bei Wahlen erreichte die SPD in diesen Jahren in den drei sog. „Arbeiterdörfern“ Ebergötzen, Holzerode und Waake, wo bei den Wahlen zum Reichstag zwischen 1898 und 1912 teilweise schon über 50% der Wählerstimmen auf die Liste der Sozialdemokraten fielen (so z.B. 1912 bei den letzten Reichstagswahlen vor dem 1. Weltkrieg in Ebergötzen 56%, in Holzerode 52% und in Waake-Bösinghausen 50%). Dies hatte vor allem etwas mit der überaus schlechten sozialen Lage der jeweiligen Mehrheit der Bevölkerung in unseren Dörfern zu tun.